Jens war 9 Jahre alt, als er starb. Er hatte einen Hirntumor, aber darum soll es hier eigentlich nicht gehen. Vielmehr geht es um seinen letzten Wunsch; Jens wollte für immer festhalten, was ihm am Wichtigsten war- Fußball, genauer gesagt Borussia Dortmund. Jens war ein riesiger Fan, letztes Jahr besuchten ihn sogar einige seiner Idole im Krankenhaus, BVB Trainer Jürgen Klopp verkleidete sich dabei als Weihnachtsmann.

BVB Fans sind empört

Jens Wunsch, einen BvB Grabstein zu bekommen, verwundert also nicht. Ganz im Gegensatz zur Reaktion der Kirche auf den Stein, auf dem neben dem Vereinslogo auch das Motto des BvB, „echte Liebe“, steht. Denn der katholische Gemeinderat, der für den Friedhof zuständig ist,  entschied sich einstimmig dafür, den Grabstein nicht zu akzeptieren. Andere BvB Fans reagierten darauf nicht gerade gelassen. Auf Facebook wurde ein gewaltiger Shitstorm ausgelöst, Tausende beschwerten sich über die veraltete Kirche, die völlig weltfremd einem toten Jungen seinen letzten Wunsch verwehren wollte. Sehr verständlich, wie ich finde.

Ist nicht das oberste Gebot der Christen, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst? Wie passt es da ins Bild, wegen einem Fußballlogo so einen Aufstand zu veranstalten?

Wer hat zu entscheiden, was für einen Grabstein als angemessen gilt?
Bild: Ute Hartmann

Wenn ich bei uns im Ort auf den Friedhof gehe, fällt mir alles Mögliche auf, was ich persönlich eher hässlich finde. Kitschige Goldengel, Gartenzwerge, kleine Steine mit banalen und nichtsaussagenden Phrasen, Grabsteine aus Granit, Sandstein, Schiefer, Travertin. Allein die Namen der verschiedenen Steinarten wirken teilweise schon lächerlich: Cleopatra, Dionyssos, Labrador Blue.

Wenn man anfängt es zu verbieten, die Gräber Verstorbener nach eigenem Gutdünken zu gestalten, wo zieht man dann die Grenze? Ein Fußballgrab wird verboten, eines mit einem Pferd drauf ist okay? Das könnte man auch als Diskriminierung von Jungs deuten- mal was ganz Neues von Seiten der katholischen Kirche.

Viel Lärm um nichts

Das ein so kleiner Vorfall so viel Aufmerksamkeit erregt, liegt sicherlich auch am zunehmenden Einfluss des Internets auf die Medien. Doch im Grunde genommen tauchen ähnliche Meldungen über weltfremde Entscheidungen der Kirche  immer wieder auf. Erst vor ein paar Wochen war eine riesige Diskussion ins Rollen gekommen, als die russische Punkband Pussy Riot für die Vergabe des Lutherpreises für unerschrockenes Wort vorgeschlagen wurde – viele Katholiken waren vom bloßen Vorschlag empört, da die Punkmusikerinnen ihrer Meinung nach der Würde der Kirche Schaden zugefügt hatten.

Letztendlich gab es im Fall Julians einen Kompromiss; Der Fußball wird nun einfach auf dem Grab liegen, dem Grabstein wird eine Friedenstaube hinzugefügt.

Was bleibt, ist das Gefühl, dass die Kirche den Kontakt zu den „einfachen Leuten“, zu den Fußballfans und politischen Aktivisten wie „Pussy Riot“ verliert.

Unsere Schule ist ein Ort, an dem beide Seiten, die Facebook-Benutzer und die Vertreter der Kirche, aufeinandertreffen. Vielleicht ist gerade hier der richtige Anlaufpunkt, um etwas gegen das weitere Auseinanderdriften der zwei Parteien zu tun.