Staub, Sand, Dreck.

Mit diesen an die Wand projizierten Schlagworten wurden die Zuschauer des Theaterstücks „Das Woyzeck-Experiment“ schon vor Beginn der Aufführung in die richtige Stimmung versetzt. Denn in dem Drama von Georg Büchner geht es um das Schicksals eines Mannes names Woyzeck, der von seiner Umwelt wie Staub, Sand und Dreck behandelt wird.

Der Vorhang geht auf, man sieht den Protagonisten, er sitzt auf einem Stuhl. Gestalten, die um ihn herumstehen, fordern ihn dazu auf, Erbsen zu essen. Er isst, stopft die Erbsen unter Zwang in sich hinein. Unterlegt ist die Szene von Rammstein-Musik.

Dem DS-Kurs unter der Leitung von Herrn Lambert gelang es, die einzelnen Fragmente des Stücks  zeitgemäß und modern zu gestalten. So entschieden sie sich beispielsweise dazu, die Rolle des Woyzecks nicht einfach zu besetzen, sondern von vielen verschiedenen Spielern darstellen zu lassen. Die Anordnung der Szenen unter die Schlagzeilen „Gehorsam, Verwirrung, Begierde, Betrug, Qualen, Angst, Mord“ ermöglichte es dem Publikum, die Entwicklung der Charaktere und die Radikalisierung der Lage Woyzecks gut nachzuvollziehen.

Der DS-Kurs hatte sich im Vorfeld intensiv mit dem Inhalt des Dramas auseinandergesetzt und in Gruppen verschiedene Szenen erarbeitet. Anstatt ihren Fokus auf lange, ermüdende Monologe zu legen, überzeugten diese durch ihre Energie und Aggression- geschickt eingesetztes Licht und unterschiedliche Musik taten ihr übriges, um das Publikum zu fesseln.

Eins wurde durch die Inszenierung ganz deutlich: Im Theater geht es nicht vordergründig darum, die Realität abzubilden. Stattdessen geht es vielmehr um die angesprochenen Themen. In einer Gesellschaft, in der die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird, ist „Woyzeck“ auch heute noch ein sehr aktuelles Stück. Dem DS-Kurs gelang es, dieses von allen überflüssigen Informationen zu entkernen und genau das darzustellen, was auch heute noch von Bedeutung ist: Dass ständiger und hoher Leistungsdruck in Zusammenhang mit gesellschaftlicher Isolation und Demütigung, fatale Auswirkungen haben können. Das Experiment Woyzeck endet mit dem Mord an seiner Geliebten und seiner selbst.

Die Vorstellung endete glücklicherweise etwas erfreulicher, und zwar mit dem tosenden Applaus des Publikums.