Am Montag begann in Oslo der Prozess gegen den Massenmörder Anders Breivik, der am 22. Juli 2011 77 Menschen tötete. Den Prozessauftakt am Montag bildete das Vorlesen der Namen, Verletzungen und Todesursachen sämtlicher Opfer, anschließend präsentierte die Staatsanwaltschaft gesammelte Beweismittel wie Videomitschnitte und andere Aufnahmen von dem Bombenanschlag in Oslo und dem anschließenden Massaker auf der Insel Utoya.

Breivik schien die Aufmerksamkeit, die seiner Person zuteil wurde, zu genießen. Lediglich beim Abspielen des von ihm vor der Tat ins Internet gesetzte Propagandavideos fing er an zu weinen. Es ist fraglich, was im Kopf eines solchen Mannes vorgehen mag, der am Dienstag erklärte, dass die Opfer praktisch selbst an ihrer Ermordung schuld gewesen seien. Er bezeichnet die politisch engagierten Jugendlichen, die auf Utoya sterben mussten, als indoktrinierte Parteisoldaten der Sozialdemokratischen Partei, vergleicht sie sogar mit Mitgliedern der Hitlerjugend. Breivik befindet sich laut eigener Aussage im Krieg gegen eine „islamische Invasion“ in Europa. Das Andauern dieses Krieges sei auch der Grund für seine Tränen im Gerichtsaal gewesen, lässt er über seine Anwälte verlauten.

Aufgrund dieses deutlichen Hasses auf den Islam wirkt die Aussage Breiviks, er bewundere das islamistische Terrornetzwerk Al-Quaida, etwas paradox. Er habe sich für die Planung der Anschläge von den Islamisten inspirieren lassen. Ebenfalls verbunden fühle er sich mit der deutschen Terrorzelle NSU, die genau wie er versucht hätte, gegen das in Europa herrschende „Unrecht“ vorzugehen.

Des Unrechts und des Schmerzes, den er verursacht hat, ist sich der Massenmörder bewusst, jedoch war dies „notwendig“, um einen Bürgerkrieg in Norwegen zu verhindern- was diesen hätte auslösen können, bleibt fraglich. Fest steht: Anders Breivik ist stolz auf das, was er getan hat. Er wird wohl auch im weiteren Verlauf des Prozesses keinerlei Rücksicht auf die Gefühle der Überlebenden oder der Angehörigen nehmen. Für diese muss es eine Tortur sein, Breivik dabei zuzuhören, wie er sich weiterhin über die Gründe für die aus seiner Sicht heroischen Taten auslässt.