Orchesterfahrt 2011 nach Frankfurt vom 06.06. bis 09.06.

Auch in diesem Jahr hat das Schulorchester der Ursulinenschule wieder eine Proben- und Kulturfahrt durchgeführt. Das Ziel hieß wie schon vor zwei Jahren erneut Frankfurt am Main. Am Montagmorgen ging es nach dem gemeinsamen Verladen der Instrumente los in die Heimat von Ebbelwoi und Bankenkrisen, die auch auf musikalischer Ebene ordentlich was zu bieten hat.

Der erste Programmpunkt nachdem wir mit leichter Verzögerung in Frankfurt ankamen diente allerdings zuerst einmal unserer eigenen musikalischen Weiterentwicklung: Proben waren bis zum Abend angesagt! Leider hatten wir nicht das „Skydeck“ mit phänomenalem Blick auf die Skyline als Probenraum ergattert, durften uns dafür aber im Erdgeschoss von vorzugsweise asiatischen Touristen während der Proben bewundern und fotografieren lassen. So war für das nötige Celebrity Feeling ja schon gesorgt und der erste Tag flog kurzweilig an uns vorbei.

Am nächsten Tag zum Bockenheimer Depot, wo wir einer Bühnenprobe von Charpentiers „Médée“, einer barocken Oper lauschen sollten. Das Bockenheimer Depot ist ein ehemaliger Betriebshof und Hauptwerkstatt der Straßenbahn, welcher heute von den „Städtischen Bühnen“ Frankfurts genutzt wird. Kaum eingetreten fühlte man sich tatsächlich in einer Art überdimensionalem Waggon gefangen, es drang kaum Licht durch die wenigen Fenster und selbst die Orchestermitglieder, die mit zeitgenössischen Instrumenten aus dem 17. Jahrhundert ausgestattet waren, hatten mit der spärlichen Beleuchtung zu kämpfen. Dafür strahlte die moderne Bühne inklusive Wasserfall und Einbauküche nur so. Nach kurzer Einführung in die Handlung vom Regisseur höchstpersönlich (die eigentlich nur die Erkenntnis brachte: Es ist kompliziert) wurden wir dann auch gleich uns und vor Allem unseren Französischkenntnisse überlassen. Aber wir waren ja schließlich wegen der Musik hier. Die war dank Cembalo, Laute und Co. interessant und durchaus tanzbar.

Nach kurzer U‑Bahn Fahrt und kurzem Snack ging es jetzt von der Dunkelheit ab in die absolute Finsternis. Wir wurden im Dialogmuseum erwartet, welches sich seit 17 Jahren den Dialog zwischen Blinden und sehenden Menschen zur Aufgabe gemacht hat. Es ist also eine Ausstellung „in der es nichts zu sehen gibt“- blinde Menschen öffnen uns die Augen und schaffen eine neue Perspektive. Dieses Konzept war das erste seiner Art und traf schnell auf Begeisterung. In Gruppen von jeweils 8 Personen wurden die Orchestermitglieder mit Stock und Neugier bewaffnet um zwei Ecken gelotst und dann war wirklich nicht mal mehr die Hand vor Augen zu erkennen. Es gab allerdings umso mehr zu hören, zu fantasieren und zu fühlen. Alle Geräusche wirkten mit einem Mal intensiver, das Wasser war nasser und als Musik einsetzte fuhr einem der Bass direkt bis in die Haarspitzen. Ganz nach dem Geschmack eines jeden Musikers. Es gab außerdem reichlich Ratlosigkeit über einen Mini Cooper, der sich ehrlich gesagt anfühlte, wie eine dieser hässlichen Streusalzkisten und große Überraschung, als unser Guide uns an der Dunkelbar eröffnete, dass wir ihn mal eben ganze 12 Jahre zu jung eingeschätzt hatten. Die einstündige Führung verging viel zu schnell und als einem der erste grelle Sonnenstrahl in die Augen stach, wollte man am liebsten gleich wieder auf dem Absatz kehrt machen und zurück in die aufregende Dunkelheit. Für genügend Gesprächsstoff während der freien Zeit am Abend war nun gesorgt. Am Abend wurde dann wieder tüchtig geprobt.

Mittwoch stand mal wieder Hospitieren auf dem Plan, diesmal in der HfMDK, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Sie ist Hessens einzige Hochschule für Musik, Theater und Tanz und hat ca. 900 Studenten, von denen ganze fünfzig Prozent ausländischer Herkunft sind. Zur Auswahl stand eine Mischung von Kammermusik‑, Klavier‑, Violinen‑, Gesangs- und Tanzstunden, in denen sich die Schüler ein Bild vom Leben und Alltag an der Hochschule machen konnten. Die

Professoren begrüßten uns sehr herzlich und waren von unserem Interesse begeistert.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit bummeln oder relaxen und natürlich war auch noch eine Orchesterprobe angesagt.

Der Tag der Abfahrt gestaltete sich in ähnlicher Weise, proben, proben, denn immerhin galt es noch, den ein oder anderen Stücken den letzten Schliff zu verleihen.

Fazit? In Zukunft sollten wir vielleicht darüber nachdenken, all unsere Konzerte im Dunkeln stattfinden zu lassen, allein der Atmosphäre wegen!

verfasser: Edith Eike