Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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Das Gilles de la Tourette-Syndrom, auch bekannt als Tourette-Syndrom, ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, unter der ca. 0,5–1% der weltweiten Bevölkerung leiden. Bei Erwachsenen stellt es die häufigste Tic-Störung dar, welche sich durch motorische, sowie vokale Tics auszeichnet.

 

Den Namen bekam die Erkrankung aufgrund des Neurologen und Psychiaters Georges Gilles de la Tourette, der das Krankheitsbild erstmals beschrieb und dokumentierte. Es handelt sich dabei um eine angeborene Erkrankung des zentralen Nervensystems.

 

Die genauen Ursachen der Erkrankung sind bisher unbekannt, man geht allerdings von einer komplexen neuronalen Entwicklungsstörung aus. Es besteht ein Nachweis das genetische Komponenten das Krankheitsrisiko erhöhen. Außerdem können Umwelteinflüsse das Auftreten der Krankheit begünstigen.

 

Symptome

 

Die Symptome sind individuell und variieren von Patient zu Patient, es handelt sich aber meist um unwillkürliche, rasche und plötzliche Bewegungen/Ausrufe/Laute, die häufig in gleicher Weise, einzeln oder serienartig auftreten.

 

Zu den einfachen motorischen Tics zählen:

  • Augenblinzeln
  • Naserümpfen
  • Kopfwerfen
  • Gesichtsverzerrung

Einfache vokale Tics sind zum Beispiel:

  • Bedeutungslose Laute
  • Husten
  • Nachahmung von Tiergeräuschen

 

Bei den komplexen motorischen Tics handelt es sich meist um die Imitation der Mitmenschen.

Komplexe vokale Tics zeichnen sich aus durch:

 

  • Nachsprechen von Wörtern
  • Ausruf obszöner, aggressiver oder zusammenhangsloser Ausdrücke

 

Die Tic-Störung kann weder geheilt, noch ursächlich behandelt, lediglich gelindert werden. Die Krankheit wird außerdem bei Jungen etwa dreimal so häufig diagnostiziert, wie bei Mädchen.

 

Die Tics treten im Grundschulalter erstmals auf und prägen sich meist bis zum 14. Lebensjahr voll aus. Es ist oft eine Verstärkung der Tics in der frühen Pubertät zu beobachten, während sie zwischen dem 16.–26. Lebensjahr eher nachlassen, die meisten Betroffenen haben allerdings ihr ganzes Leben mit der Störung zu kämpfen, wobei sie eher unter der Reaktion ihres Umfeldes leiden, in welchem sie auf Unverständnis, Ablehnung und Diskriminierung treffen, was die Auffälligkeiten zusätzlich verstärken kann.

 

Komorbiditäten

 

Bei ca. 80–90% der Erkrankten liegen psychische Komorbiditäten vor, das heißt andere psychische Krankheitsbilder, die mit Tourette einhergehen.  Im Kindes- und Jugendalter stellen die Hyperaktivitätsstörung (50%) und die Zwangsstörung (30%) die häufigsten Komorbiditäten dar. Andere Begleitsymptome sind zum Beispiel eine Störung des Sozialverhaltens, Angststörungen, Depressionen, Lernstörungen, als auch Schlafstörungen.

Mit der Schwere der Komorbiditäten steigt häufig auch die Schwere der Tics.

Bei Erwachsenen bilden Zwangssymptome und Depressionen die häufigsten Komorbiditäten.

Studien zeigen, dass ADHS, Depressionen und Zwangsstörungen zu stärkeren Beeinträchtigungen führen, als die Tics selber.

 

Viele Betroffene haben die Fähigkeit die Tics zeitweise zu unterdrücken, was allerdings zu einer Verlängerten Reaktionszeit führen kann.

 

Polarisierung

 

Bei dem phatasmorgischen Tourette-Syndrom zeigen Patienten eine überschäumende Kreativität. Viele Komponisten haben Tourette, sind aber während des Komponierens und Musizierens Symptomfrei.

 

Vor allem durch das Internet und die sozialen Medien wurde in den letzten Jahren auf die Krankheit aufmerksam gemacht. Wobei Betroffene, wie der Influencer „Gewitter im Kopf“ (Jan Zimmermann), einen Einblick in das Leben mit Tourette geben.

 

 

Behandlung

 

Zu Anfang ist zu sagen, dass die Krankheit keine Auswirkung auf die Lebenserwartung oder die Denkfähigkeit hat.

 

Die meisten Betroffenen sind in psychischer/pädagogischer Therapie. Eine Behandlung mit Psychopharmaka ist möglich, jedoch nur selten notwendig. Die medikamentöse Behandlung führt durchschnittlich zu einer Reduktion der Symptome um 50%.

Der Wirkstoff THC zeigt bei einigen Patienten eine lindernde Wirkung, zur Anwendung gibt es allerdings keine ausreichenden Erkenntnisse.

 

Abschließend lässt sich sagen, dass manche Patienten aufgrund des Drucks und der Verwirrung der Impulse kaum ihre wahre Identität finden können, während es anderen gelingt die Symptome in ihre Persönlichkeit zu integrieren, zu lernen damit umzugehen und ihren Nutzen daraus zu ziehen, was zu verblüffenden Leistungen führen kann.

 

Jolina Blum (E‑Phase)